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Gamification – PC-Spiele bei der Rekrutierung

Disruptive digitale Innovationen wie Predictive Analytics oder Robot Recruiting sind bereits weithin als neue Megatrends im Personalwesen bekannt. Eine weitere Tendenz, die sich in Folge der wachsenden Digitalisierung in diesem Bereich abzeichnet ist die der zunehmenden Gamification. Nach US-amerikanischem Vorbild orientieren sich Personaler hierbei zunehmend an der Spieleindustrie und bauen gezielt spielerische Elemente in den Rekrutierungsprozess ein, welche es ermöglichen Persönlichkeitsprofile der Bewerber zu evaluieren.

Spielend zum neuen Job

Vor allem bei der Rekrutierung von Nachwuchskräften setzen mittlerweile Konzerne wie Unilever, L`Oréal oder Marriott vermehrt auf den Einsatz von Online-Spielen. In Verbindung mit sozialen Netzwerken wie LinkedIn ersetzen so zumindest teilweise Recruiting Games essentielle Bestandteile der klassischen Bewerber Journey wie Lebensläufe und Bewerbungsgespräche.
Bei der französischen Eisenbahngesellschaft SNCF müssen beispielsweise Hochschulabsolventen aus dem Ingenieurwesen seit 2014 in einem mehrmonatigen Recruitment-Spiel ihre mathematischen und analytischen Fähigkeiten unter Beweis stellen, um in die engere Auswahl zu kommen. Indem sie u.a. Metro-Netzwerke oder Züge konzipieren, können Teilnehmer Punkte sammeln und Ränge aufsteigen, was anschliessend wiederum auf dem LinkedIn Profil publiziert werden kann. Das Konzept von SNCF gehört aufgrund seiner Komplexität und Ernsthaftigkeit zu den sogenannten „Serious Games“.

Mit der richtigen Software ergeben sich aus derartigen Spielen Daten zu Fachkompetenz und Persönlichkeitsstruktur des Bewerbers, die für Personaler weit aufschlussreicher sein können als solche, welche aus Lebensläufen und herkömmlichen Bewerbungsgesprächen resultieren. Darüber hinaus ist die Einbettung solcher Games besonders bei der Zielgruppe der Digital Natives für Arbeitgeber eine nicht zu unterschätzende Möglichkeit zur Differenzierung und Attraktivitätssteigerung. Denn auch Bewerber merken durch die Teilnahme schnell, ob das Unternehmen oder der angebotene Job wirklich ihren Erwartungen entspricht. Dies wirkt sich vor allem bei Auszubildenden positiv auf die Abbruchrate aus.

Verhaltenes Interesse an Gamification bei den Unternehmen

Überbewerten sollte man derlei auf Algorithmen gestützte Anwendungen dennoch nicht. Bei der Vorselektion können psychometrisch geprüfte Gamification-Tools zwar nützlich sein, um für die offene Stelle grundlegende Fähigkeiten und Persönlichkeitsmerkmale abzufragen. Hierzu gehören u.a. Skills wie Lösungsorientierung, Multitasking- oder Teamfähigkeit, sowie Rechen- und Rechtschreibfähigkeiten. Menschenkenntnis, Erfahrung und Einfühlungsvermögen eines Personalers kann die Technologie bis anhin aber noch nicht ersetzen. Auch aufgrund der Kostenintensität seitens Entwicklung, sowie aufgrund der generellen Manipulierbarkeit der Spiele ist das Interesse an der Integration von Anwendungen dieser Art bei den Unternehmen derzeit noch sehr verhalten.

Warum Spiele im Personalmanagement sinnvoll sein können

Gänzlich ignorieren oder für ihr Unternehmen ausschliessen sollten Personalverantwortliche die Methode jedoch nicht. Nebst dem Rekrutierungsprozess eröffnen Simulationsspiele so zum Beispiel auch hinsichtlich der Aus- und Weiterbildung von bestehenden Mitarbeitern nicht zu unterschätzende Möglichkeiten, so können virtuell beispielsweise Führungskompetenz und Problemmanagement geschult werden. Firmen wie Roche, Novartis und Siemens lassen bereits heute Weiterbildungsspiele entwickeln, welche sich stark an der Realität des jeweiligen Arbeitsalltags orientieren.
Zudem zeigt das zu Beginn des Beitrags genannte Beispiel bei SNCF, welche positiven Effekte ein solches Konzept hinsichtlich des Employer Brandings mit sich bringen kann. Aufgrund des hohen medialen Interesses an der Rekrutierungsmassnahme, nahmen nicht nur 5000 Studenten am eigentlichen Spiel teil, auch darüber hinaus konnte SNCF im gleichen Jahr 37500% mehr Bewerber verzeichnen als im Vorjahr.

Fazit: Gamification kann als unterstützendes Werkzeug im Personalwesen durchaus sinnvoll sein, sofern die entsprechenden Mittel zur Verfügung stehen. Bei hohen Bewerberzahlen kann eine algorithmengestützte Vorauswahl durchaus für mehr Effizienz und Entlastung sorgen. Zudem ergeben sich durch digitale Simulationsspiele völlig neue Chancen hinsichtlich Employer Branding und dem oft vernachlässigten Employee Development.

2 Antworten zu «Gamification – PC-Spiele bei der Rekrutierung»

  1. […] dem Gamification-Ansatz werden nicht nur die relevanten Fähigkeiten getestet, wie analytisches Denken, Teamfähigkeit und […]

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